Wade hingegen hat eine Fokus-Sicht, mit der sich Gegner leichter entdecken lassen und die man nutzen kann, um automatisch auf diese zu zielen. Sprengmeister Lucas sieht die Flugbahn seiner Granaten und kann mehrere unterschiedliche Typen von Ausrustung tragen.
Nur Kingsleys Fahigkeit sticht nicht heraus. Wahrend wir ihn spielen, durfen wir nur ab und an Kommandos geben, die dann die NPC-Soldaten oder unsere Begleiter ausfuhren – und das auch nur an festgelegten Stellen. Nutzlich fuhlt sich das nicht an.
Generell wirken die Fahigkeiten mehr wie Gimmicks als wie essenzielle Features. Lediglich die Missionen mit Polina sind so um deren Fahigkeiten herum entworfen, dass sie unerlasslich erscheinen.
Die Flashback-Missionen der einzelnen Teammitglieder sollen uns die Charaktere naherbringen und erklaren, wie sie zu der Spezialeinheit stie?en. Nur geht diese Rechnung von Entwickler Sledgehammer nicht auf. Die meisten Missionen nehmen sich kaum Zeit, uns die Entwicklung der Figuren glaubhaft zu vermitteln. Etwa, warum genau sich Draufganger Wade und Rebell Lucas nun zu Teamplayern entwickelt haben sollen.
Lediglich Polinas Missionen, bei der wir uns im von den Deutschen belagerten Stalingrad auf eine Rachemission begeben, entwickelt so etwas wie Tiefgang. Auch hier wird das Story-Rad nicht neu erfunden, aber zumindest ist Polinas Motivation nachvollziehbar, weil Vanguard sich mehr Zeit nimmt, ihr Schicksal emotional auszuarbeiten.
Wahrend Polinas Missionen nimmt sich Vanguard tatsachlich ein paar Mal Zeit fur ruhigere Momente. Hier erleben wir zum Beispiel ein Gesprach mit ihrem Vater. Fur die emotionale Bindung an den Charakter bewirkt das Wunder – auch wenn die Kampagne bei ihrer Figurenzeichnung generell oberflachlich bleibt.
Dazu kommt, dass alle Mitglieder der Truppe ziemlich plump geschrieben sind. Entweder lassen sie haufenweise dumme Spruche vom Stapel, oder sie spielen das “Ach was bin ich doch fur ein harter Hund”-Spiel um zu zeigen, was fur krasse Typen sie sind. Auch bei Oberbosewicht Friesinger hat man sich wenig Muhe gegeben. Der wirkt wie die 150igste “Hans Landa”-Abziehschablone.
Obwohl die Kampagne von Vanguard wenig Neues bietet und auch die Story eher vermurkst daherkommt, machen die Missionen trotzdem Spa?. Vor allem, weil sie gut inszeniert und actiongeladen sind. Oftmals fuhlt man sich wie in einem Hollywood-Film, bei dem Michael Bay alles explodieren lasst, was nicht bei drei die Wei?e Fahne schwenkt.
Wer sich das Spiel allerdings nur wegen der Kampagne holen mochte, sollte sich genau uberlegen, ob er fur funf bis sechs Stunden Spielzeit 60 (PC) bis 70 Euro (Konsolen) ausgeben mochte.
Der Zombie-Modus ist ein klares Downgrade
Genug Spielzeit fur sein Geld kann man theoretisch auch ohne die Kampagne aus CoD: Vanguard herauspressen. Schlie?lich gibt es ja noch den Multiplayer- und den Zombies-Modus. Letzterer wirkt in Vanguard allerdings eher lieblos drangeklatscht.
Schuld daran ist, dass es dem Modus massiv an Inhalten fehlt. Derzeit gibt es nur eine Zombie-Karte. Auf dieser kampfen wir uns rundenweise durch drei verschiedene Missionstypen.
Entweder mussen wir eine Zeit lang in einem von Zombies uberranntem Gebiet durchhalten, oder wir eskortieren einen fliegenden Orb, oder wir sammeln Steine, mit denen wir Obelisken aufladen. Nach jeder Mission nutzen wir gewonnene Ressourcen, um unsere Aufrustung aufzubessern, damit wir den Runde fur Runde starker werden Zombies Einhalt gebieten konnen.
Grundsatzlich funktioniert der Modus und macht Spa? – wird aber auch schnell fad. Langer als einen Nachmittag wird er deshalb wohl nur Hardcore-Zombie-Enthusiasten fesseln.
Besonders im Vergleich zum exzellenten und vielseitigen Zombie-Modus in “Black Ops Cold War” ist der in Vanguard ein ganz klares Downgrade. Weil das Gameplay-Fundament aber solide ist, konnte dieser Makel mit zukunftigen Content-Updates behoben werden.
Vanguards Multiplayer: Die Revolution bleibt aus
Am starksten uberzeugt hat uns Vanguard mit seinem Multiplayer. Der ist schnell, spa?ig und so solide wie eh und je. Geandert hat sich dabei allerdings relativ wenig. In guter alter CoD-Tradition leveln wir unseren Account auf, um passive Fahigkeiten, Ausrustungsgegenstande und Waffen freizuschalten. Auch die Waffen lassen sich wie gewohnt leveln: Mit neuen Aufsatzen konnen wir die jeweilige Bleispritze individuell anpassen.